Auszug aus dem Kartierbericht 2008
Erläuterungen zur Geologischen Karte 1 : 25.000 Blatt 5317 Rodheim-Bieber
Geografische Einführung
Die einzelnen Kartiergebiete befinden sich auf GK25 Blatt 5317 Rodheim-Bieber im östlichsten Teil des Rheinischen Schiefergebirges und reichen im Süden bis zur Ortschaft Blasbach und im Norden bis Frankenbach. Im Westen liegt die Grenze bei Hohensolms bzw. Großaltenstädten (Blatt 5316 Ballersbach), im Osten grenzt das Gebiet an den Ortsrand von Rodheim-Bieber. Das Rheinische Schiefergebirge ist als geografische und geologische Einheit ein Mittelgebirge in West-Deutschland. Es wird vom Rhein in zwei Teile geteilt. Das Gebiet befindet sich im Rechtsrheinischen Schiefergebirge im östlichen Lahn-Dill-Bergland. Marburg liegt 30 km nord-nord-östlich; Wetzlar ist die nächstgrößere Stadt, die sich 5 km südlich befindet.
Das annähernd rechteckige Kartiergebiet misst von Süden nach Norden in etwa 6 km, von Westen nach Osten 5 km. Somit umfasst es eine Größe von ca. 30 qkm.
Der höchste Berg mit 442 m ü NN ist der Altenberg, der sich ca. 2 km südlich von Hohensolms befindet. Die tiefsten Geländeeinschnitte befinden sich im Süden. An der nördlichen Grenze von Blasbach und 2,5 km weiter östlich liegt das Höhenniveau auf etwa 250 m ü NN.
Die wichtigsten Flüsse des östlichen Rheinischen Schiefergebirges sind die Lahn und die Dill, die östlich bzw. südlich des Kartiergebietes nach Süden entwässern. In den Kartiergebieten befinden sich außerdem zahlreiche kleinere Bäche wie Strupbach, Dünsbergbach und Blasbach. Der Blasbach entspringt südlich des Altenberges und fließt durch die Gemeinde Blasbach zur Dill. Der Strupbach beginnt östlich von Königsberg und fließt in südöstlicher Richtung, wo er nach 2 km in den Dünsberg-Bach mündet.
Auf der Karte befinden sich vier größere nennenswerte Ortschaften, die größte von ihnen ist Bieber im äußersten Osten, am Südrand liegt Blasbach, im Norden Hohensolms, und Königsberg liegt zwischen diesen zentral in der Mitte.
Geologischer Überblick
Das Kartiergebiet befindet sich in der nördlichen Lahn-Mulde des Rheinischen Schiefergebirges. Die Gesteine entstammen dem Devon bis Karbon während der Variszischen Gebirgsbildung durch den Zusammenstoß von Laurussia und Gondwana. In dieser Zeit wurden die Ausgangssedimente abgelagert, versenkt, lithifiziert, tektonisch beansprucht und schwach metamorph überprägt.
Das Ablagerungsgebiet enthält mindestens 60 Mio Jahre konkordanter Schichtfolgen. Der Sedimentationsraum befand sich im südlichen Schelfgebiet Laurussias. Durch die Faltung wurden die Gesteine auf ca. ¼ ihrer ursprünglichen Ausdehnungsfläche zusammengestaucht. Im Kartiergebiet lassen sich tonige, sandige, vulkanische und karbonatische Gesteine unterscheiden. Es treten Kieselschiefer, Massenkalk, Kalkknotenschiefer, Diabas, Grauwacke, Tonschiefer, Schalstein und abbauwürdiger Roteisenstein auf.
Helle Kieselschiefer treten unter anderem nördlich der Ortschaft Blasbach im Gebiet Sichel auf und als schmaler Streifen südlich von Altenberg und Bleidenberg. Östlich des Kartiergebietes in Rehmühle, Haina, nördlich des Grossen Rotenberges und im Steinbruch bei Strupbach tritt Massenkalk auf. Kalkknotenschiefer kommt nur in geringen Mengen östlich des Hofes Strupbach vor. Vorherrschend im gesamten Gebiet ist das Diabasvorkommen, welches aber gehäuft um Hohensolms, Strupbach und Blasbach auftritt, und als abbauwürdiges Gestein im Steinbruch bei Blasbach genutzt wird. Grauwacken kommen ausschließlich nördlich von Hohensolms als Turbidit-Einschaltungen in Tonschiefer-Abfolgen vor.
Ein Ost–West laufendes Vorkommen von Schalstein kommt bei Blasbach vor; westlich von Haina tritt ebenfalls Schalstein zu Tage.
Roteisenstein kommt als erzhaltiges Gestein im Diabas vor und wurde südlich des Eichelsberges, am Hirschkopf, im Forst Haina und im Annawald abgebaut.
Aufschlussbedingungen
Die Aufschlussbedingungen im Kartiergebiet sind sehr unterschiedlich und vielfach gesteinsabhängig. Die einzelnen Gebiete sind v.a. durch Felder und Wiesen geprägt und daher hauptsächlich durch Lesesteine zu kartieren. Der starke anthropogene Einfluss, vor allem durch Aufschüttungen, erschwert die Kartierung zusätzlich. Durch Erosion ist häufig nur verwittertes Material erhalten, was eine lithologische und stratigraphische Einordnung zudem erschwert. Größere Aufschlüsse sind selten vorzufinden. Wurzeln unter umgefallen Bäumen sind eine gute Möglichkeit, die anstehenden Gesteine zu identifizieren. Des Weiteren kann ein Wechsel in der Morphologie einen lithologischen Wechsel anzeigen.
Schichtenfolge
Die Schichtenfolge im gesamten Kartiergebiet umfasst 7 sedimentäre Kartiereinheiten sowie eine magmatische Einheit, eine quartäre Bedeckung sowie Vererzungen.
Tektonik
Regionale Tektonik
Das Rheinische Schiefergebirge wird in vier Einheiten unterteilt: Subvariszikum, Rhenoherzynikum, Saxothuringikum und Moldanubikum. Das Kartiergebiet nördlich von Wetzlar befindet sich im Rhenoherzynikum, welches sich zum größten Teil aus devonischen bis unterkarbonischen Gesteinen zusammensetzt. Die Tektonik des Rheinischen Schiefergebirges entspricht einem Überschiebungsgürtel. Es lässt sich in einen nördlichen und einen südlichen Teil unterteilen. Im Norden herrscht ein NW-vergenter, im Süden ein SE-vergenter Faltenbau vor. Während der Variszischen Orogenese wurden die devonischen und karbonischen Schichten des Kartiergebietes gefaltet. Der Effekt sind Mulden- und Sattelstrukturen, die aufgrund von Auf- und Überschiebungen größtenteils zerstört wurden. Das typische „variszische“ NE–SW-Streichen ist im Kartiergebiet aus verschiedenen Gründen nur teilweise vorzufinden.
Tektonik des Kartiergebietes
Die Gesteinsabfolge im Kartiergebiet ist tektonisch stark beansprucht. Die im Gebiet auftretenden Verwerfungen sind typisch für ein Faltengebirge. Aufgrund der kompetenten Schichten (Massenkalk und Deckdiabas) kam es zu einer Zerscherungen der Falten, wobei der Versatz i.d.R. nicht bestimmbar ist. Dies führte zu Auf- und Überschiebungen. Beispielsweise werden um Hohensolms und Königsberg Diabase (Unterkarbon) auf die jüngeren Kulm-Tonschiefer überschoben. Um den Altenberg ist der Kontakt zwischen Kulm-Tonschiefer und Diabasen tektonischer Art; dabei wurden die Kulm-Tonschiefer auf Diabase überschoben.
Die vermuteten Störungen besitzen ein unterschiedliches Streichen. Bei den NW–SE-Verwerfungen („Querstörungen“) im Kartiergebiet handelt es sich wahrscheinlich um kleindimensionierte Blattverschiebungen, wie in der Region zwischen Hohensolms und Erda. Hierbei wird der östliche Block des Diabases gegenüber dem westlichen nach Norden versetzt, wobei die Versatzmächtigkeit wegen der schlechten Aufschlussverhältnisse nicht zu bestimmen war. Aufschiebungen haben im Kartiergebiet E–W- oder NE–SW-Streichen. So werden beispielsweise im Gebiet des Geisterköppels Lydite gegen Tonschiefer sowie in der Region um Blasbach Diabase über den Schalstein aufgeschoben.
Literatur
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